Verfilzt und zugenäht!

Eigentlich ist es eine der einfachsten Techniken, die es gibt: das Strickfilzen. Dabei wird mit grober Wolle die gewünschte Form in Übergröße gestrickt und im Anschluss nass geschrumpft und in Form gefilzt.



Macht euch locker!
Es ist ein sehr entspanntes und großzügiges Arbeiten: Beim Stricken mit der dicken Wolle hat man schnell Erfolgserlebnisse und sieht das Teil förmlich unter den Fingern wachsen (Wie anders ist es doch bei filigranen Lace-Tüchern, bei denen man zwei Stunden des Feierabends investiert und trotzdem nur einen Finger breit weiter gekommen ist!) Auch was das genaue Arbeiten betrifft, kann man sich "locker machen" und eine gewisse Fehlerfreundlichkeit an den Tag legen. Nach dem Filzprozess ist das saubere Maschenbild eh kaum noch zu erkennen. Hauptsache also, die Form stimmt im Wesentlichen.

Aber dem aufmerksamen Leser ist sicher nicht entgangen, dass ich diesen Post mit "eigentlich" begonnen habe. Denn beim Fertigen meiner ersten Strickfilzprojekte habe ich die ein oder andere Erfahrung gesammelt, die ich hier gerne an die nächsten Neufilzerinnen weiter gebe:

  • Wenn es irgendwie möglich ist, filzt Strickstücke, die später zusammen gehören sollen, auch gemeinsam. Dies gilt insbesondere für das Filzen in der Waschmaschine. Trotz gleichen Waschprogramms und ähnlicher "Beifüllung" sind z. B. meine beiden ersten Eierwärmer aus Projekt #14 etwas unterschiedlich ausgefallen: das eine war stärker geschrumpft und verfilzt als das andere. Sollte ich also je den Ehrgeiz entwickeln, eine ganze Kaffeetafel mit einheitlichen Eierhüten auszustatten, so würde ich alle gemeinsam vorbereiten und in die Maschine geben.
  • Auch der Abkettrand verfilzt und zieht sich noch mal deutlich zusammen. Daher kommt es beim Abketten mehr als bei andern Projekten darauf an, dass er wirklich locker bleibt und mit der Elastizität des Gesamtwerkes mithalten kann. Auf dem Vergleichsfoto könnt ihr erkennen, dass meine beiden Eierwärmer trotz exakt gleicher Wolle und gleichen Strickmusters unterschiedlich ausgefallen sind. Beim ersten hat der zu feste Abkettrand den Wärmer unten etwas enger als gewünscht gezogen. Die dadurch verursachte leicht bauchige Form ließ sich auch durch noch so bemühtes Informziehen nicht wieder ausgleichen. Beim zweiten habe ich den Rand wieder aufgemacht und neu abgekettet und prompt die eigentlich gewünschte klare Kegelform erhalten. 
  • Hinsichtlich der Frage, ob es nun besser ist, per Hand im Waschbecken zu filzen oder die Waschmaschine zu nutzen, stelle ich fest, dass beides seine Vor- und Nachteile hat. Bei den Frühlingsblüten aus Projekt #15 habe ich es wissen wollen und die blaue zu Fuß, die gelbe automatisiert gefilzt. Während das Filzen in der Maschine einem Blindflug gleicht, behält man das Geschehen beim Filzen im Waschbecken buchstäblich in der Hand. Man kann die Dauer der Prozedur der Entwicklung anpassen, kann das Teil zwischendurch in Form ziehen und jederzeit mit der Vorlage vergleichen. Dafür kostet es mehr Arbeitszeit und das Filzen geht langsamer vonstatten als in der Maschine. Wie stark man noch das Maschenbild erkennen kann oder ob es kaum noch durchscheinen soll, kann man ebenfalls selber bestimmen. Kneten, rubbeln, ausdrücken, kalt ausspülen, in Form ziehen, und erneut warm filzen waren meine Durchgänge. Dabei mit ich mit der Blüte recht robust umgegangen und es hat ihr nicht geschadet. Ob zaghafte Bewegungen zum selben verfilzten Ergebnis geführt hätten, wage ich zu bezweifeln. Zum Schluss habe ich die Blüte in ein Handtuch gewickelt und kräftig ausgedrückt.
  • Alle Filzobjekte benötigen nach dem Filzen noch etwas Zeit und Aufmerksamkeit. Zum einen dauert es gerade bei dicken Projekten Stunden, bis sie durchgetrocknet sind. Zum anderen kann man während dieser Zeit noch Einfluss auf ihre Form nehmen. Die Biegung der Blütenblätter beispielsweise ist im Wesentlichen erst in dieser Phase durch ständiges Wiederhochbiegen der Ränder entstanden; auch der Zipfel der Eierwärmer sackte zu Beginn, als er noch schwer vom in ihm enthaltenen Restwasser war, stärker nach unten. Erst das beständige Informbiegen hat ihn den beabsichtigten Kringel halten lassen.
Viel Erfolg bei den eigenen Versuchen!

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