Störgefühle

Hund und Mann stürmen zeitgleich die soeben noch friedliche Küche und wollen mal wieder das gleiche: Füllung ihrer leeren Mägen und meine Aufmerksamkeit. Ich halte den Blick fest auf das Strickstück in meinen Händen geheftet und murmele still das Muster vor mich hin. Umschlag. Rechte Masche. Umschlag. Nur nicht heraus bringen lassen. Zwei rechts abheben. Rechte Masche. Ich versuche, in meinem Kopf den Wortschwall zurück zu drängen, der unbekümmert über mich hereinbricht und auch die feuchte Hundenase an meinem nackten Bein darf mich jetzt nicht wirklich kitzeln. Kurze Irritation: Wo war ich? Ah - und weiter.

So nimmt das Unglück seinen Lauf: Am nächsten Tag werde ich feststellen, dass ich just an dieser Stelle eines der beiden alternierenden Musterteile zweimal hintereinander gestrickt habe. Ich ärgere mich.

Nicht etwa über Mann und Hund, sondern über mich selber. Ich hatte doch dieses Störgefühl! Wieso habe ich mir nicht selbst vertraut und innegehalten? Meine Erfahrung hätte mir längst zeigen sollen, dass meist auch etwas ist, wenn mir etwas komisch vorkommt. Mal habe ich statt durch die Masche zu stechen nur einen Teil des Fadens aufgespießt, mal stricke ich gerade über einen Fehler eine Reihe tiefer. Während ich die letzten eineinhalb Reihen zurück stricke, habe ich viel Zeit, mir vorzunehmen, von nun an auf meinen Bauch zu hören.

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