Stricken ungeschminkt

Coverbilder gängiger Hochglanzmagazine und die Blogs und Sites der eifrigen StrickerInnen im Netz haben eines gemeinsam: Sie entwerfen ein verzerrtes Bild der Realität und suggerieren uns Normalsterblichen eine schöne, perfekte Welt, neben der wir mit unseren Fehler behafteten (aber charmanten!) Haaren, Falten, Brüsten oder Strickstücken nur demütig das Haupt senken können. Nicht, dass ich nicht aus tiefstem Herzen den Stolz verstünde, der einen nach langem Kampf mit Wolle und Nadeln dazu bewegt, seine Freude am fertigen Objekt mit der halben Welt teilen zu wollen. Dennoch möchte ich diesen Erfolgsstorys gerne die ungeschminkte, pickelige Wahrheit der verlorenen Maschen, improvisierten Lösungen, verdickten Stellen und anderen fiesen Fehlern entgegen stellen. Das wahre Leben ist so - und wir müssen das aushalten. Und wer weiß schon, wie viele Socken klammheimlich wieder aufgeribbelt wurden, wie viele Pullis unvollendet in den Tiefen des Strickkorbes verschwunden sind, bis es endlich ein glanzvolles Strickwerk auf solch eine Seite geschafft hat? Wir wären jedenfalls schlecht beraten, uns nur an den Glanzstücken Anderer zu messen - es sei denn, wir befinden uns tief in einer depressiven Phase und sind auf der Suche nach Dingen, die uns noch weiter herunterziehen.

Also findet ihr an dieser Stelle immer mal wieder Fotos von Missgeschicken und Ärgerlichkeiten jedweder Art. Vielleicht kommt euch eure eigene Unregelmäßigkeit im Muster dann ja nur noch halb so wild vor.

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